Tag 19-23: Auf Abwegen in Jordanien.

Tag 19-23: Auf Abwegen in Jordanien.

Nicht nur das wir jetzt mittlerweile wieder im Alltag angekommen sind, ist das auch der vorerst letzte Beitrag, den wir für euch schreiben. Ein bisschen wehmütig sind wir ja schon, war doch die Reise eine der besten überhaupt. Zum Schluss, zum Grande Finale quasi, nehmen wir euch mit auf eine Reise durch Jordanien.

Nachdem wir die israelisch-jordanische Grenze überquert haben, wartete ein ungeplanter Kulturschock auf uns. Wirkte Israel modern und wohlhabend, zeigte sich uns in Jordanien ein komplett anderes Bild. Frauen waren verschleiert und eine nicht greifbare Armut fanden wir gleich auf den ersten Kilometern im neuen Land vor. Nach einer etwas unangenehmen Situation an einer Tankstelle, machten wir uns auf den Weg zu unserem Nachtlager. Das Wüstencamp war nicht so leicht finden, erst beim zweiten Anlauf trafen wir die richtige Straße. Ein großes Zelt stand mitten auf einer weiten Fläche, davor aufgebaut einige Tische mit Getränken und großen Schalen voll mit Lamm, Reis und Ziegenmilch (das Nationalgericht Mansaf). Jetzt durften wir unsere gute Kinderstube vergessen und so, wie es hier gang und gäbe ist, mit unserer rechten Hand essen.

Tag 19: Lost in Amman.

Gleich am Morgen konnten wir die Schulrucksäcke und weitere Sachspenden einer Gruppe Kinder überreichen. Ihre Schule wird dann auch mit dem Erlös aus dem Verkauf der Autos unterstützt. Der BMW vom Team meh. wollte noch immer nicht so richtig laufen, also schleppten wir ihn kurz darauf bis zur nächsten Werkstatt. Danach machten wir uns auf nach Amman, wo wir einige Kreise in und um die Hauptstadt herum zogen.

Laut Internet sollte es etwas südlich einen Campingplatz geben, der sich aber nur als Picknickplatz entpuppte. Wir wurden gewarnt, hier doch besser nicht zu übernachten, also fuhren wir direkt ins Stadtzentrum. Nicht nur einmal steckten wir mitten im Verkehrschaos fest, ausnahmsweise waren wir aber nicht der Grund dafür. Amman war für uns alle der komplette Overkill. Spannend, laut und hektisch war es das totale Kontrastprogramm zu den verhältnismäßig ruhigen letzten Tagen.

Wir schlenderten durch die Altstadt, vorbei an vielen kleinen Läden, und schlugen unser Nachtlager auf einem Parkplatz mitten in der Stadt auf. Leider mussten wir einen herben Verlust erleiden, der kleine grüne Roller wurde während unserer Abwesenheit geklaut. Egal, hoffentlich macht er ein kleines Kind jetzt glücklich. Todmüde und von den vielen Eindrücken völlig fertig schliefen wir doch relativ entspannt ein.

Tag 20: Auf der Panoramastraße in den Touri-Bunker.

Überraschenderweise war der Morgen einer der erholsamsten seit langem. Bis zum Treffen mit den anderen Teams hatten wir noch ewig Zeit, gemütlich konnten wir unserer Morgenroutine und -hygiene nachgehen und in Ruhe zusammensitzen. Gegen 14Uhr kam dann am Rande von Amman mal wieder Festivalstimmung auf. Wie sehr wir doch diesen chaotischen Haufen vermissen.

Auf dem Weg zum Ziel, einem Hotel am Toten Meer, konnten wir die wunderschöne Landschaft Jordaniens genießen. Dieses Mal warteten keine hunderte Kilometer auf uns. Stattdessen fanden wir eine Straße vor, die uns nicht nur einmal zum Anhalten zwang. Diese Aussichten! Jetzt möchten wir aber gar nicht so viel schwafeln und überschütten euch lieber mit einer Flut an Bildern. Happy Scrolling.

Tag 21: Heiß und schmutzig mit Petra.

Der letzte offizielle Tag der Rallye war angebrochen. Unfassbar, oder? Es stand viel auf dem Programm, somit klingelte der Wecker bereits gegen 5.00 Uhr. Die Wüstenstadt Petra war unser nächstes Ziel für den Morgen, auf dem Weg dorthin mussten wir wieder einige Male anhalten und die Aussicht genießen. Ein Moment ist uns dabei besonders in Erinnerung geblieben. An einer kleinen Straße hielten wir neben einer Gruppe Kindern und verschenkten unsere letzten Spenden, einige Packungen Buntstifte. Das Leuchten in den kleinen Augen bei diesen simplen Geschenken und die bittere Armut, die die Jungs und Mädels umgab, versetzte uns einen Stich ins Herz. Einmal mehr wurde uns bewusst, wie gut wir es doch haben.

Die Wüstenstadt Petra ist das Highlight Jordaniens. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass wir dort eine typisch touristische Infrastruktur vorfanden, mit ausgebautem Parkplatz, Reisebussen, Verkaufsständen und definitiv keiner Einsamkeit. Petra war schmutzig, Petra war heiß und Petra war erbarmungslos. Die Sonne brannte auf unserer Haut und nur mit Mühe erklommen wir die umliegenden Berge. Wir bahnten uns unseren Weg durch die Schluchten und nutzten jeden kleinen Schatten für eine kurze Erholung. Fasziniert standen wir vor den alten Ruinen und versuchten mit jeder Faser unseres Körpers die Momente aufzusaugen. Zumindest dann, wenn wir aufgrund der Hitze nicht gerade um unser Überleben kämpften. Leider hatte der Aufenthalt einen herben Nachgeschmack. Einige Teams wurden auf dem Parkplatz davor beklaut, bei uns blieb es bei einer etwas brenzligen Situation während der Abfahrt.

Die große Abschiedsparty fand in einem Wüstencamp im Wadi Rum statt. Waren wir vorher schon von der Landschaft begeistert, gab Jordanien jetzt alles. Die Aussichten, die wir damals hatten, könnt ihr euch nicht vorstellen und die Fotos geben nur annähernd das wieder, was wir damals zu Gesicht bekamen. Am Ziel angekommen wartete schon der Torbogen auf uns, der Elmo nicht nur einmal Probleme bereitete. Danach durften wir noch etwas im Sand spielen gehen und wir merkten, dass sich auch eine Feuerwehr im Wüstensand festfahren kann.

Am Abend nutzten wir zum ersten und letzten Mal die Sonnenterrasse auf Elmos Dach (wieso eigentlich nicht schon eher?), führten wieder lange Gespräche und warteten auf die Siegerehrung. Das Kamel haben wir nicht gewonnen, dafür teilten wir uns mit fast allen anderen Teams einen legendären 4. Platz. Die Sonne zeigte sich schon am Horizont, als die letzten von uns ins Bett gingen.

Tag 22: Fast vorbei.

Auch wenn wir hätten lange schlafen können, die Sonne machte es definitiv nicht möglich. Schon am Morgen brannte sie auf unsere Autos und wir nutzten jeden noch so kleinen Schatten, um uns zu schützen. Die letzten Stunden im Fahrerlager waren angebrochen. Es hieß Abschied nehmen von uns lieb gewonnenen Menschen. Und ein letztes Mal kam Rallyestimmung auf, als wir unsere Autos auf einer einigermaßen festen Strecke bis an die Grenzen ihrer Leistungsbereitschaft trieben. Wir danken dem Team Fehlzündung, dem Team meh., dem Team Oogklep, dem Team Kamelroas, dem Team 101 Nacht, dem Team KAMELion und vielen weiteren Menschen für die tolle Zeit, die netten Gesprächen und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!

Bevor wir uns wieder in Richtung Amman aufmachten, nutzen wir noch die Gelegenheit für einen Sprung ins Rote Meer. Somit standen wir während unserer Reise einmal in der Nähe vom Schwarzen Meer, gingen in der Türkei im Mittelmeer baden, fuhren in Israel daran vorbei, sprangen dort kopfüber ins Tote Meer, entspannten wiederum im Salzwasser in Jordanien und jetzt, zum Abschluss, nochmal im Roten Meer. Ein guter Schnitt für einen 3-wöchigen Trip, würden wir mal sagen.

Der Rest des Tages war gezeichnet von der Fahrt nach Amman, auf einer Schnellstraße einmal durch Jordanien durch. In der Nähe des Flughafens suchten wir uns einen Stellplatz, wo wir unsere Koffer und Rucksäcke packen konnten und die Nacht verbracht haben.

Tag 23: Vorbei.

„To the east, to the east, the road beneath my feet.
To the west, to the west, I haven’t got there yet.
To the north, to the north, never to be caught.
To the south, to the south, my time is running out.

Ever since my childhood I’ve been scared I’ve been afraid
Of being trapped by circumstance and staying in one place.
So I always keep a small bag full of clothes carefully stored
Somewhere secret somewhere safe
And somewhere close to the door.

Well I’ve traveled many countries, I’ve washed my feet in many seas.
I’ve drunk with drifters in Vienna and with punks in old dc.
And I’ve driven across deserts driven by the irony
That only being shackled to the road could ever I be free.“ – Frank Turner ‚The Road‘

Ende.

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